Pilze sammeln: was muss ich beachten? Ein Guide für alles Wissenswerte
In diesem Pilzguide lernst Du viel Wissenswertes zum Pilze sammeln. Dabei erfährst Du Grundsätzliches, das es zu beachten gilt, wie Du am besten an das Pilze sammeln heran gehst und was Du dafür brauchst.
Denn was gibt es Schöneres und Erholsameres als einen langen Spaziergang in der Natur? Und dabei kann man obendrein noch Pilze sammeln.
Wie schön ist eine erfolgreiche Pilzsuche, bei der man nach und nach die leckersten Pilze in den Korb füllt. Anschließend kann man sich abends zuhause mit einem leckeren Pilzgericht belohnen!
Hier findet Ihr alles was Ihr über das Pilze sammeln wissen müsst!
In diesem Artikel erfahrt Ihr, was Ihr alles über das Pilze sammeln wissen müsst. Vom Equipment, wann Pilzsaison ist und was es generell zu beachten gibt.
Das Bestimmen der einzelnen Pilzarten
In diesem Artikel geht es allgemein um die Pilzsuche und was man dabei beauchten sollte. Für das Bestimmen von heimischen Speisepilzen lege ich Euch mein kleines Pilzlexikon nahe. Mit Bestimmungsmerkmalen, Verwechslungsgefahren, Speisewert der Pilze, vielen Rezepten für den jeweiligen Pilz und natürlich reichlich Fotos der verschiedenen Pilzarten.
In meinem kleinen Pilzlexikon findet Ihr eine Liste von Pilzarten, nach Gruppen wie Röhrlinge und Lamellenpilze unterteilt. Jeweils mit Foto und Link zu den ausführlichen Artikeln über die einzelnen Pilze. Wenn Ihr auf die Pilzart klickt, bekommt Ihr alle Bestimmungsmerkmale, Vorkommen, Verwechslungsgefahren und Doppelgänger. Sowie Speisewert und Rezepte zu der jeweiligen Pilzart.
Was muss ich beim Pilze sammeln beachten?
Insgesamt gilt immer einen Pilz nur zu essen, wenn man ihn ganz sicher zu 100% bestimmen kann.
Da es bei allen Speisepilzen, sowie bei ihren giftigen Doppelgängern auch immer mal Abweichungen im Aussehen oder Wuchs geben kann, sollte man sich sehr gut mit der jeweiligen Pilzart auskennen, bevor sie auf dem Teller landet. Ein paar Fotos und Hinweise aus dem Internet oder eine Pilz App sind dafür nicht ausreichend.
Wer sein Pilzsammelsortiment erweitern möchte, sollte am besten eine Pilzwanderung mitmachen, mit Menschen mitgehen, die sich auskennen oder seine Funde eine*r Pilzsachverständigen zeigen.
Es ist sinnvoll mit sehr einfachen Pilzarten, ohne tödliche Doppelgänger, zu beginnen. Mit der Zeit kann man die einzelnen Merkmale besser einordnen und man lernt auch feine Unterschiede zu erkennen.
Daher emfpehle ich, pro Saison höchstens 2-3 neue Pilzsorten hinzu zu nehmen und sich intensiv mit diesen zu beschäftigen.
Alte Pilze, die schon weich und/oder madig sind oder gar matschige oder schimmelige Stellen haben, bleiben stehen. Auch bei essbaren Arten kann man sich hier leicht den Magen verderben.
Sammel nur ausgewachsene, gut entwickelte Pilze. Pilze in einem sehr jungen, sehr kleinen Stadium lassen sich nur sehr schwer bestimmen. Noch nicht entwickelte Pilze sind leicht zu verwechseln.
Es hilft auch sich ein bis zwei Fachbücher zu besorgen, mit denen man die Pilze direkt im Wald bestimmen lernen kann. Leider haben sich Pilz-Bestimmungs-Apps bisher als sehr unzuverlässig erwiesen, daher kann ich diese nicht empfehlen. Genauso wie Erkennungsapps für Wildpflanzen liegen diese oft weit daneben.
Wie viele Pilze kann ich sammeln? Welche Mengen sind erlaubt?
Im Interesse des Naturschutzes sollte man immer nur die Mengen sammeln, die man auch tatsächlich zeitnah verwerten und essen kann.
Die meisten Pilzarten und in den meisten Regionen darf man ohnehin nur für den Eigenbedarf sammeln. Die Höchstmengen variieren dabei regional.
Pilze mitnehmen, die man nicht essen will
Um Pilze bestimmen zu lernen, kann es auch sinnvoll sein einzelne Exemplare mitzunehmen, die man nicht essen will. Um diese dann zu Hause oder bei eine*r Pilzsachverständigen genauer kennenzulernen. Wenn es sich dabei potentiell um Giftpilze handelt, sollten diese dringend separat und nicht im Speisepilzkorb gesammelt werden. Eine sorgfältige Trennung ist hierbei sehr wichtig!
Ein unschönes Thema: Zecken
In vielen Gebieten sind Zecken auf dem Vormarsch, in immer mehr Wäldern sieht man Warnschilder, die auf ein erhöhtes Zeckenvorkommen hinweisen. Durch immer wärmere Winter, die durch den Klimawandel verursacht werden, dürfte sich dieses Problem in den nächsten Jahren noch verschlimmern.
Achtet am besten schon während Ihr im Wald seid ab und zu darauf, ob Zecken an Euren Beinen oder Hosenbeinen hinauf marschieren. Wenn Ihr welche seht, entfernt sie sofort.
Sucht Euch nachdem Ihr in der Natur gewesen seid gründlich auf Zecken ab, das geht am besten beim Duschen oder zu zweit.
Sollte Euch eine (oder mehrere) Zecke gebissen haben, entfernt diese möglichst schnell. Dafür gibt es Zeckenzangen oder Zeckenkarten, ich kann es jedoch am besten mit den Fingern. Bei anhaltender oder sich sogar ausbreitender Rötung um die Bissstelle geht zur Ärztin oder zum Arzt.
Fragt Eure Ärztin oder Euren Arzt, ob es sinnvoll sit, sich in Eurer Gegend gegen FSME impfen zu lassen.
Pilze über das Internet bestimmen lassen? Eine schlechte Idee
Mir hat das Internet schon sehr geholfen, verschiedene Pilzarten besser einordnen zu können, mich für neue Arten zu interessieren oder um Fotos zu betrachten, von Arten, die ich selbst noch nie gefunden habe.
ABER: es scheint ein ‚kann ich diese Pilze essen?‘ Trend um sich zu greifen.
Ich halte es für extrem gefährlich, über Social Media ein Pilzfoto zu posten und nach einer Essensfreigabe zu fragen. Die meisten Leute, die darauf antworten, sind keine Pilzexperten oder gar Pilzsachverständige. Es muss nur mal jemand mit wenig Halbwissen, aber großem Selbstbewusstsein antworten. Und schon ist sie da, die Pilzvergiftung!
Ich gebe keine Essensfreigaben für Pilze über das Internet und Handyfotos
Auch ich bekomme oft Mails oder PNs mit Anfragen zu Pilzen, auch dazu möchte ich sagen: keine Essensfreigaben über das Internet! In der Regel gibt es im Anhang dieser Nachrichten ein einzelnes mehr oder minder gutes Foto von dem zu bestimmenden Pilz. Das reicht nicht aus! Auch weiß ich dann meistens nichts über die potentiellen Baumpartner, die Fundregion, Bodenbeschaffenheit usw. Ich kann nicht Eure Gesundheit riskieren, indem ich Pilze über Handyfotos bestimme. Selbst wenn ich mir anhand des Fotos sicher sein sollte, ich gebe keine Essensfreigaben über das Internet! Auch da kann ich nur dazu raten, Pilzsachverständige in Eurer Nähe zu kontaktieren und aufzusuchen.
Wann ist Pilzsaison? Gibt es eine Saison für Pilze? Wann soll ich Pilze sammeln?
Wenn Leute ans Pilze sammeln denken, denken sie meistens an den Herbst. Buntes Laub, die letzten warmen Sonnenstrahlen genießen und abends gibt es dann eine leckere Mahlzeit mit selbst gesammelten Pilzen.
Der Herbst ist auf jeden Fall eine sehr gute Zeit zum Pilze sammeln, die Artenvielfalt ist dann besonders groß und ebenso das häufige Vorkommen.
Für echte Pilzfreund*innen gilt jedoch: das ganze Jahr ist Pilzsaison!
Im Frühjahr ist beispielsweise die beste Saison für Morcheln oder Maipilze, im Sommer gibt es zum Beispiel Pfifferlinge oder Flockenstielige Hexenröhrlinge, im Herbst Steinpilze, Reizker wie den Spangrünen Kiefernreizker oder den Fichtenreizker und noch viele mehr. Und sogar im Winter, selbst bei Frost und Schnee, kann man Austernseitlinge, Holunderschwämme oder Samtfußrüblinge ernten.
Es lohnt sich also das ganze Jahr die Augen in der Natur offen zu halten und nach leckeren Pilzen zu gucken!
Und generell kann man von Frühjahr bis Herbst sagen: einige Tage nach dem Regen oder bei anhaltendem Regen und wenn es nicht all zu heiß ist, lohnt es sich nach Pilzen zu suchen.
Wie lagere ich frisch gesammelten Pilze? Wie lange halten Wildpilze?
Je nach Pilzart halten Wildpilze bis zu einigen Tagen im Kühlschrank. Manche müssen aber auch sehr zeitnah verzehrt werden, da sie sonst matschig werden oder verderben.
Zum Beispiel halten sich Steinpilze oder Pfifferlinge sehr gut. Flaschenstäublinge hingegen gar nicht.
Um Pilze haltbar zu machen gibt es verschiedene Methoden:
- Einfrieren, teilweise empfiehlt es sich hier die Pilze vorher zu blanchieren
- Dörren, das geht am besten in Scheiben geschnitten in einem Dörrautomaten oder im Backofen bei 40-50°. Manche Pilze entwickeln erst durch das Dörren Ihr volles Aroma, zum Beispiel Totentrompeten und Shitake.
- Einlegen, hier zum Beispiel findet Ihr ein Rezept mit violetten Lacktrichterlingen als sauer eingelegte Essigpilze. Sauer einlegen empfiehlt sich vor allem für Pilze, die nicht allzu hochwertig im Geschmack sind, da das Säuerliche dann doch recht dominant ist. Alternativ kann man die Pilze auch in Öl einlegen.
- Einkochen. Pilze mit festerem Fleisch lassen sich auch Einkochen, verlieren dabei aber auch einen Teil ihres feinen Geschmacks.
Der Wald ist kein Supermarkt
Der Wald macht keine Wunschbestellungen und man bekommt nicht immer das, wweswegen man in seiner Vorstellung losgelaufen ist. Neben einem guten Basiswissen über die Pilzgattungen und ihre Lieblingshabitate, gehört zum Pilze sammeln auch immer eine Portion Glück. Und man wird immer wieder überrascht, mit Pilzfunden von Pilzarten, die man eigentlich gar nicht erwartet hatte.
Lasst Euch also immer wieder überraschen! Und erwartet nicht zu viel. Besonders, wenn Ihr Euch noch nicht so gut auskennt.
Wenn Euch die Natur beschenkt, gebt doch auch etwas zurück
Die Natur beschenkt Euch gratis mit herrlichen Pilzen, aromatischen Beeren, Wildkräutern, frischer Luft, Ruhe, Entspannung und wundervollen Eindrücken.
Ein Spaziergang im Wald ist nachweislich sehr gut für die Psyche und die Gesundheit. Der Wald ist jedoch nicht unser Lebensraum, dafür aber der von vielen Tieren und Pflanzen. Daher ist Achtsamkeit im Wald sehr wichtig.
Das heißt, ich versuche nicht unnötig etwas zu zertrampeln und ich verhalte mich möglichst leise. Und da der Wald mir so viel Gutes gibt, versuche ich ihm auch zu helfen. Ich habe meistens eine kleine Tüte für Müll dabei, den man ja immer und überall im Wald findet. So sammle ich nicht nur Pilze und Kräuter, sondern versuche auch immer den Wald ein wenig zu säubern und etwas Müll, den andere rein getragen haben, wieder zu entfernen.
Gebt Ihr doch auch etwas zurück!
Schont die Natur und hinterlasst keine Spuren
Schont die Natur und hinterlasst keine Spuren. Hinterlasst keinen Müll, macht nichts kaputt, zertrampelt nichts, macht keinen Lärm der Wildtiere verschrecken könnte und bleibt in Schongebieten wie Naturschutzgebieten auf den Wegen und lasst die Natur dort menschenfrei gedeihen.
Ihr könnt der Natur sogar etwas zurück geben. Nehmt doch auch etwas Müll vom Waldboden mit und werft ihn in den Mülleimer oder gelben Sack. Dann ist die Natur sauberer und natürlich auch für uns schöner anzusehen.
Die Menschheit rennt gerade sehenden Auges in die Klimakatastrophe. Und auch wenn man diese als Einzelperson leider nicht stoppen kann, kann man wenigstens einen Tropfen auf den heißen Stein bilden. Verzichtet auf unnötige Fahrten mit dem Auto, nehmt das Rad oder die Bahn. Verzichtet auf Flugreisen und esst möglichst pflanzliche Kost. Vegane Rezepte findet Ihr hier auf Daily Vegan zu genüge. Kauft Bioprodukte, wenn Ihr es Euch leisten könnt und kauft nur, was Ihr wirklich gebrauchen könnt, am besten Second Hand, um weiteren Plastikschrott und sonstigen Müll zu vermeiden.
Niemand ist perfekt, aber man kann im Kleinen sein Bestes geben.
Und falls Ihr Leute mit Privatjets, Luxusyachten oder anderen Schweinereien kennt: überredet sie diese nicht mehr zu nutzen. Ich kenne solche Leute leider, oder zum Glück, nicht.
Redet auch sonst mit Leuten darüber, wie man sich klimafreundlicher verhalten kann, tauscht Euch aus, seid lieb zueinander und zu der Welt um Euch herum.
Was benötige ich zum Pilze sammeln?
Vor allem das nötige Fachwissen über die Pilzarten, die gegessen werden sollen. Außerdem Lust auf Natur und lange Spaziergänge.
Als Ausrüstung für das Sammeln ist ein luftiger Korb das Wichtigste. Weidenkörbe und andere geflochtene Körbe eignen sich hier am besten. Viele Wildpilze verderben recht schnell und eine luftige Umgebung hält sie länger frisch. Insbesondere in Plastiktüten oder Plastikeimern verderben die Eiweiße in den Pilzen schnell, was zu üblen Lebensmittelvergiftungen führen kann.
Außerdem empfehle ich ein kleines Messer und einen Pinsel oder eine weiche Zahnbürste dabei zu haben. Es lohnt sich die Pilze immer gleich beim Sammeln zu putzen, dann bleibt alles im Korb schön sauber und der Dreck des einen Pilzes landet nicht in den Lamellen oder Röhren des nächsten.
Solltet Ihr Eure Pilze bei eine*r Pilzsachverständigen vorzeigen wollen, weil Ihr sie noch nicht zu 100% selbst bestimmen könnt, ist es ausgesprochen wichtig den ganzen Fruchtkörper mitzunehmen. Den Pilz also komplett aus dem Boden zu entnehmen, denn oft unterscheidet die Knolle, Dicke oder ein ‚Söckchen‘, um welche Pilzart es sich handelt.
Das Myzel von Pilzen ist riesig
Die weit verbreitete Meinung, dass der Pilz nicht nachwächst oder gar abstirbt, wenn man ihn ganz entnimmt und nicht abschneidet ist falsch. Der gesammelte Teil ist nur der Fruchtkörper, der eigentliche Pilz wächst als großflächiges Myzel unter der Erde oder im Holzsubstrat. Die Entnahme eines Fruchtkörpers schadet dem Myzel nicht. Wie groß Myzele sind kann man sehr gut erahnen, wenn man einen Hexenring findet. Das sind ringförmige Ansammlungen von einer Pilzart, die teilweise viele Meter Durchmesser haben. Es gibt aber auch Pilzmyzele, die sich über viele Kilometer erstrecken. In den USA gibt es einen alten Hallimasch, der sich über mehrere Bundesstaaten erstreckt.
Pilzkorb, Messer, Bürste, Buch und GPS
Neben Pilzkorb, Messer und Bürste, empfehle ich noch ein Pilzbestimmungsbuch dabei zu haben. Sowie ein Handy mit Navigationsmöglichkeit, falls man sich verläuft oder es dunkel wird und man Licht braucht. Auf dem Handy könnt Ihr auch in mein kleines Lexikon der Pilze gucken, um heimische Speisepilze zu bestimmen.
So kann ein Pilzspaziergang aussehen:
Herbst 2023. Wie üblich, habe ich auch hier verschiedene Pilzarten gefunden:
Heimische Speisepilze sammeln. Mein kleines Lexikon der Pilze
Doch nun kann es auch raus in die Natur gehen und ich wünsche Euch viel Glück beim Pilze finden! Für das Bestimmen der einzelnen Arten und detaillierte Fotos guckt unterwegs gerne in mein kleines Lexikon der Pilze.